Neue Klostergeschichte Wettingen
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«Wandelnde Zebrastreifen» – Wer sind die Zisterzienser? (Teil 1)

28/4/2024

 
Ihre Ordenstracht lässt Mönche in der Gesellschaft auffallen. Doch was heisst es, als Mönch in einem Kloster zu leben? Am Beispiel der Zisterzienser von Wettingen gehen wir dieser Frage nach.
von Annina Sandmeier-Walt
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Mönch im Detail der Aussenansicht der Klosteranlage Wettingen von Johann Rudolf Rahn, datiert am 23. Oktober 1860. Der gezeichnete Zisterziensermönch dient nur der Illustration, denn die Mönche hatten das Kloster bereits 1841 verlassen. Bild: Zentralbibliothek Zürich, Rahn XI, 62.
Der Ausdruck «Wandelnde Zebrastreifen» im Zusammenhang mit Zisterziensermönchen stammt nicht etwa von einem Kritiker der Klöster. Er ist der Titel eines Anekdotenbuchs des Altabts des Zisterzienserklosters Heiligenkreuz in Österreich. Das Zitat zielt darauf ab, was Mönche in der Gemeinschaft mit anderen Menschen sichtbar machte und oft noch immer macht: den Habit – die Tracht einer Ordensgemeinschaft. Im Fall der Zisterzienser sind es eine weisse Tunika, ein Untergewand, und darüber, als Obergewand, ein schwarzes Skapulier.
Doch einheitliche Kleidung sind nur äussere Zeichen einer klösterlichen Gemeinschaft. Wer sind die Zisterzienser, die sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Gebiet des heutigen Wettingen niederliessen? Nach welchen Regeln lebten sie und wie gestalteten sie ihren Alltag?
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Zisterziensermönche in der zweifarbigen Ordenstracht, hier abgebildet auf dem Cover des Buchs «Wandelnde Zebrastreifen» von Altabt Gregor Henckel Donnersmarck vom Zisterzienserkloster Heiligenkreuz. Die Zisterziensermönche schreiten in Manier der Beatles über die Abbey Road.
Leben in Klöstern
Klöster bezeichnen nicht nur Bauten, sondern in der Römisch-katholischen Kirche klar organisierte Gemeinschaften mit strukturiertem Alltag. Wer zu ihnen gehören will, muss oft mehrere Gelübde ablegen, darunter die Verpflichtung zum Gehorsam, zur Enthaltsamkeit und Armut. Zum Funktionieren und Überleben der Klöster trugen ihre Ausstattung mit Ländereien und Rechten sowie ihre innere Organisation bei. In dieser hat jedes Mitglied eine Aufgabe: Der Abt repräsentiert die Klostergemeinschaft nach aussen, Novizenmeister bilden den Nachwuchs aus, Pförtner regeln den Einlass in den Klosterbezirk, um nur einige Beispiele zu nennen. Zum klösterlichen Alltag gehören neben Arbeit und Lesung in einem bestimmten Rhythmus stattfindende Gebetszeiten. Neben der Messe wird das Chorgebet, das auf Psalmen basiert, gepflegt. In Wettingen sah ein Tagesablauf um 1642 folgendermassen aus:
Mitternacht: Metten und Matutin, dann bis halb 6 Uhr Nachtruhe I.
6 Uhr: Prim, Betrachtung, Einzelmessfeiern
7 Uhr: Exhorte im Kapitelsaal und Totengedenken, eventuell Beichte
8 Uhr: Terz, Konventamt
9 Uhr: Sext und je nach Jahreszeit Non
10 Uhr: Prandium (Mittagsmahl) bei Stillschweigen und Tischlesung; bis gegen 12 Uhr Rekreation mit ehrbarem (honestus) Spiel, Musik, sittsamen (modestus) Gesprächen oder Gartenarbeit
12 Uhr: Non, dann auf der Zelle Studium, Arbeit
15 Uhr: Vesper, dann wieder Arbeit, Studium
17 Uhr: Caena (Nachtessen), anschliessend wieder Rekreation oder Predigt
19 Uhr: Komplet, Studium, Gebet und Nachtruhe II bis 23.30 Uhr
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Zentral im Alltag der Mönche ist das Gebet. Das Chorgebet wurde in Wettingen ab dem frühen 17. Jahrhundert im reich geschnitzten, zweireihigen Chorgestühl abgehalten. Dort hatten die Mönche eine feste Sitzordnung. Bild: Ruth Wiederkehr.
Reform und Ideal
Als mit Bonmont bei Nyon zu Beginn des 12. Jahrhunderts das erste Kloster in der Schweiz zisterziensisch wurde, gab es auf dem Gebiet der heutigen Schweiz bereits Klöster des Benediktinerordens, also Klöster die der Regel des Heiligen Benedikts folgten, sowie Klöster mit Augustinerregel.
Der Name «Zisterzienser» leitet sich wohl vom Namen des ersten Zisterzienserklosters ab, das 1098 in Frankreich gegründet wurde: Cîteaux. Zisterzienser entstanden als Reformbewegung der Benediktiner. Sie wollten die Benediktsregel strenger befolgen, das Feudalsystem überwinden und einen einfachen Lebensstil führen. Das ideale Zisterzienserkloster sollte Mönchen und Nonnen daher eine Selbstversorgung ermöglichen. Zentral waren demnach Zugang zu Wasser, Gartenanlagen für den Anbau von Nahrungsmitteln und handwerkliche Betätigung. Für diese Arbeiten gab es neu Laienbrüder im Kloster – Konversen genannt. 
Anders als die Benediktinerklöster waren die Niederlassungen der Zisterzienser eingebunden in ein Filialsystem, an dessen Spitze das Mutterkloster Cîteaux stand. Dies trug zur raschen Expansion in ganz Europa bei: Um 1300 gab es hier rund 750 Klöster. Das Kloster Wettingen wurde 1227 von Mönchen aus Salem, aus der Linie von Morimond, gegründet. Zwölf Mönche aus diesem Kloster bauten auf der Wettinger Halbinsel eine klösterliche Gemeinschaft auf.

«Leute dieses Schlages dürfen nicht dem Lehrerstande zugeführt werden»

1/4/2024

 
Schon Seminardirektor Augustin Keller war um die Disziplin der jugendlichen «Zöglinge» besorgt. Trotzdem war der Schulalltag immer wieder durch Disziplinarfälle beeinträchtigt, welche auch die Erziehungsdirektion beschäftigten.
von Hansjörg Frank
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Das Lehrerseminar Wettingen auf einer Postkarte. Datum unbekannt, wahrscheinlich um 1900. ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Ans_02300-001.
1925 fand eine mehrtägige Schulreise einer 2. Klasse des Wettinger Lehrerseminars ins Gotthardgebiet statt. Die Seminaristen sollten die Geografie der Schweiz kennenlernen. Allerdings waren die beiden Leiter dieser Mission gezwungen, das Vorhaben bereits nach dem ersten Tag abzubrechen. Auf Grund starken Regens kam die Klasse schon durchnässt auf dem Gotthardhospiz an. Die nassen Kleider vermochten bis zum Morgen nicht zu trocknen. Deshalb entschloss man sich zu einer Programmänderung, da an eine Besteigung des Monte Prosa witterungsbedingt nicht zu denken war. Es wurde beschlossen, stattdessen nach Airolo abzusteigen. Dort angekommen, war nur eine kleine Gruppe willens, einen Spaziergang nach Altanca zu machen. Der Rest der Klasse blieb etwa 5 Stunden bis zur Abfahrt des Zuges unbeaufsichtigt in Airolo zurück.
 
Jugendlicher Übermut
Die Jugendlichen «verzogen sich meist in Wirtschaften, tranken dort Chianti, schrieben. Ansichtskarten und jassten. Eine Gruppe geriet durch zu reichlichen Chianti-Genuss in die Stimmung, aus der heraus der Bubenstreich verübt wurde, von dem nun zu berichten ist.» Vier Zöglinge beschlossen nach reichlichem Alkoholgenuss, einem daheimgebliebenen Lehrer und dem Verwalter des Konvikts in Wettingen Postkarten zu schreiben. Unter den Verfassern war auch einer, der dem Lehrerkonvent «bereits als zweifelhafter, der ständigen Überwachung bedürftiger Schüler bekannt war. Er hat sich z.B. erst kürzlich den „Spass" geleistet, vom Brücklein beim Seminar auf ein Auto hinunterzuspucken.»  
 
Das Corpus Delicti
In einem Dossier des Staatsarchivs Aargau mit umfangreicher Korrespondenz von Lehrerkonferenz und Erziehungsdirektion sind diese beiden Postkarten noch heute greifbar.
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Postkarte von der Schulreise. Instagram anno 1925? Bild: StAAG, DE02/1261.
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Zweite Postkarte von der Schulreise ins Gotthardgebiet. Bild: StAAG, DE02/1261.
In der Zeit der «Roaring Twenties» waren diese Karten Anlass genug, dass die Lehrerkonferenz bei der Erziehungsdirektion die Wegweisung, resp. die Androhung der Wegweisung der betroffenen Seminaristen beantragte mit der Begründung, dass «Leute dieses Schlages […] nicht dem Lehrerstande zugeführt werden [dürfen]».
Die beschriftete Rückseite der Postkarten zeugt von einem nicht mehr nüchternen Zustand der Verfasser. Ausserdem wird Internatsverwalter Fritschi als «Nachtwächter» bezeichnet und im Text wird offensichtlich beklagt, dass durch ihn bei verschlossenen Türen Kontrollen in den «Buden» durchgeführt wurden, was aus heutiger Sicht als übergriffig zu beurteilen wäre.
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Per Bahnpost verschickt: Karte an «Nachtwächter» Fritschi. Bild: StAAG, DE02/1261.
Pädagogische Praxis
Es ist hier nicht der Ort, die Richtigkeit der Entscheide der Lehrerkonferenz zu beurteilen. Interessant ist hingegen der Massstab, der jeweils angesetzt wurde. Für die Schulleitung waren oft weniger die objektiven «Vergehen» massgebend, sondern die Frage, ob ein solches Verhalten für einen angehenden Lehrer noch tragbar sei. Diese Haltung findet auch bei der Beurteilung der schulischen Leistungen Ausdruck. Immer wieder gaben die Aufnahmeverfahren ins Lehrerseminar Anlass zu Diskussionen. Aber auch hier waren die Softskills oft massgebender als die effektiv erbrachten schulischen Leistungen. So schreibt Seminardirektor Arthur Frey 1947 in einer Erinnerungsschrift: «Wenn die Leistungen nicht voll genügten, der Schüler aber durch seine Wesensart Anlagen für den Lehrerberuf verriet, so entschied man sich gerne für die Belassung in der Klasse.»

Das Wettinger Heilbad im Zugerland

23/3/2024

 
Eigentlich war das Kloster Wettingen ideal gelegen. In der nahen Bäderstadt hätten die Mönche regelmässig kuren können. Darüber lässt sich aber wenig erfahren. Bekannter hingegen ist, dass Wettingen einen klostereigene Kurort im Zugerland hatte.
von Ruth Wiederkehr
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Blick auf das Bad Walterswil im Jahr 1706. Das Herrschaftshaus im Zentrum war zu diesem Zeitpunkt ein Jahrzehnt alt. Heute heisst es Wettingerhaus. Bild: ZBZ, Grafische Sammlung, STF XIV, 112, 10.2931/e-rara-42799.
Dass Mönche und Nonnen Thermalbäder genauso wie alle anderen Menschen genossen, ist seit dem Mittelalter gut überliefert. Neben Gebet und Arbeit waren sie nämlich auch der cura corporis, der Sorge um ihren Körper, verpflichtet. Das galt auch für das Kloster Wettingen: In den Statuten, die 1655 für die Zisterzienser in Süddeutschland und der Schweiz verabschiedet wurden, gab es eigens den Abschnitt de balneis, «von den Bädern». Sie definieren, wann ein Mönch eine Badekur machen darf: mit Erlaubnis des Abts zu gesundheitlichen Zwecken.
 
Verwalter im Bad
Ab dem 17. Jahrhundert betrieb Wettingen in Walterswil bei Baar ein eigenes Bad. Der Hof an der Baarburg verfügte über eine kalte mineralhaltige Quelle und war wohl in den 1620er-Jahren durch Abt Peter Schmid (1559–1633) an das Kloster gelangt. Eine Kaufurkunde ist nicht überliefert, doch ist bekannt, dass Mitte des 17. Jahrhunderts der Baarer Jakob Andermatt (1602–1680) für das Kloster Wettingen den Hof, die Kapelle und das Bad Walterswil verwaltete. Am 29. Juli 1651 schrieb er in sein Tagebuch, dass er nach der Messe zwei Stunden gebadet habe: «Got welli, das disi badenfart mir dienstlich sigi zuo sel und lib. Amen.» Er habe in der laufenden Saison – damit war der Sommer gemeint – «badet 329 ½ stund». Die vielen Badekuren könnten einen positiven Einfluss auf ihn gehabt haben: Er starb mit 78 Jahren, einem im 17. Jahrhundert sehr hohen Alter.

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Postkarte von Walterswil zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Damals war Walterswil ein Kinderheim. Das Wettingerhaus im Zentrum des Weilers ist gut erkennbar. Bild: Staatsarchiv Zug, Privatbestand Stiftung Don Bosco, P.302.9.8.
Lob des Wassers
In späteren Jahren waren jeweils Patres von Wettingen als Verwalter in Walterswil tätig. Den besten Beschrieb des Bads lieferte der Zürcher Arzt und Naturwissenschaftler Johann Jakob Scheuchzer (1672–1733) im Jahr 1706. Er widmete den Quellen an der Baarburg einen längeren Abschnitt in seinen Beschreibungen der Bäder des Alpenraums und lobte die Qualität des Wassers. Auch lässt sich von Scheuchzer erfahren, dass Personen aus den oberen Schichten aus Zug, Zürich, Luzern, aber auch Schaffhausen nach Walterswil kamen.
 
Herrschaftssitz bis 1755
Ende des 17. Jahrhunderts hatte das Kloster Wettingen das Bad Walterswil ausbauen lassen. Der kleine Kurort bestand nun aus einer neuen Kapelle, einem dreistöckigen Herrschaftshaus mit Ziergarten, einem Badhaus, einem Stall für die Pferde und einem Bauernhaus. Hier liess es sich für mehrwöchige Sommerkuren mit stundenlangen Bädern tagsüber gut leben.
In den 1750er-Jahren schliesslich gefiel es den Zugern nicht mehr, ein Kloster aus der Grafschaft Baden als Besitzer von Land an der Baarburg zu wissen. Sie forderten Walterswil zurück – und in langwierigen Diskussionen entstand schliesslich ein Tauschgeschäft. Ab 1755 war Walterswil nicht mehr Wettinger Boden.
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Das Wettingerhaus nach seiner Sanierung im Jahr 2001. Bild: Staatsarchiv Zug, Privatbestand Stiftung Don Bosco, P 302.7.119.
Weiterlesen: Ruth Wiederkehr, Philippe Bart, Alfred Borter, René Zihlmann: Ort der Heilung, Ort der Bildung. Die Geschichte von Walterswil bei Baar. Zug 2022.
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Projektträger

Verein Freunde des Klosters Wettingen

Projektleitung

Dr. Ruth Wiederkehr

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