Die Silberysenchronik ist in der eidgenössischen Geschichtsschreibung eine vielzitierte Quelle, nicht zuletzt wegen der eingängigen Illustrationen. Der Verfasser, der Wettinger Abt Christoph Silberysen, hat aber in der Region eine weitere, wenig bekannte Trouvaille hinterlassen. von Bruno Meier Die Schlacht bei Dättwil Ende Dezember 1351 nach der Schweizer Chronik von Christoph Silberysen. Für diese Chronik ist Abt Silberysen bekannt. Das Bild zeigt das Gefecht zwischen einem habsburgischen Aufgebot und einem Zürcher Trupp, der von einem Plünderungszug heimzog. Es soll unentschieden ausgegangen sein. Bild: e-codices.ch, Aarau, Aargauer Kantonsbibliothek, MsWettF 16:1, S. 343. Christoph Silberysen (1542–1608) aus Baden ist in der Klostergeschichte nicht als erfolgreicher Abt in die Annalen eingegangen. Er wurde im Sommer 1563 sehr jung, als 21-Jähriger, zum Abt gewählt, nur drei Jahre nach seiner Profess. Es waren unruhige Zeiten: Viele Klöster wirtschafteten schlecht und sträubten sich gegen nötige Reformen. Silberysen machte in dieser Beziehung keine Ausnahme. Er vernachlässigte die Klosterwirtschaft und spielte eine eigenartige Rolle in den Bestrebungen der neu eingerichteten päpstlichen Nuntiatur, die Klöster wieder auf einen richtigen Weg zu bringen. Aus heutiger Sicht würde man sagen, die «corporate governance» im Kloster war unter seiner Führung in jeder Hinsicht schlecht. Unter internem und äusserem Druck musste er 1594 definitiv resignieren. Peter Schmid, sein interner Kritiker, wurde Abt und führte das Kloster zu neuer Blüte. Wenig bekannte Handschrift in Baden Silberysen war ein typischer Renaissanceabt. Das Klosterleben und die Klosterwirtschaft interessierten ihn weniger, er hatte geistige und kulturelle Interessen. Er veranlasste unter anderem mehrere Stiftungen von Glasgemälden für den Kreuzgang. Bekannt geworden ist er als Verfasser beziehungsweise Kompilator eidgenössischer Geschichte. Seine dreibändige Schweizer Chronik (1576ff.), das Chronicon Helvetiae, heute in der Aargauer Kantonsbibliothek, basiert auf den bekannten Chroniken der Geschichtsschreiber Aegidius Tschudi und Johannes Stumpf, die Illustrationen orientierten grösstenteils an den Chroniken von Heinrich Brennwald und Werner Schodoler. Im Baden hinterliess Silberysen jedoch eine Handschrift (N.82.16 im Stadtarchiv), die wenig bekannt ist. Eine teilweise illustrierte Sammlung eidgenössischer Briefe, in der Art ähnlich wie das Weisse Buch von Sarnen einhundert Jahre zuvor. Zu jedem Brief steht eine leere Seite für eine Illustration, sieben davon sind ausgeführt. Paul Haberbosch hat 1959 glaubhaft nachgewiesen, dass wahrscheinlich der Badener Maler Durs von Aegeri als Zeichner aktiv war. Einige Illustrationen sind auf 1578 datiert. Wappen und Schwurhände Die Handschrift, die im 17. Jahrhundert nach Silberysen von anderen ergänzt worden ist, widerspiegelt eindrücklich die damaligen Kenntnisse und den Kanon eidgenössischer Geschichte, wie sie der Glarner Geschichtsschreiber Aegidius Tschudi einige Jahrzehnte zuvor in eine gültige Form gebracht hat. Die Illustration des Bundesschwurs von Uri, Schwyz und Unterwalden ist daher auch beim Brief von Brunnen von 1315 platziert. Denn der Bundesbrief von 1291 war damals nicht bekannt. 1315 galt bis ins 19. Jahrhundert immer als der erste Bund. Eine Zeichnung vom dreijährigen Bündnis von Zürich mit Uri und Schwyz von Oktober 1291 ist fälschlicherweise auf 1251 datiert, wie das Tschudi auch schon gemacht hat. Die Ikonografie der Zeichnungen bezieht sich stark auf die damals bekannten, eingängigen Bilder: Die Wappen entsprechen dem Kanon des Scheibenzyklus von Lukas Zeiner im Tagsatzungssaal von Baden, den Silberysen natürlich gekannt hat. Die Bundessymbolik und die Schwurszene richten sich nach den verbreiteten Darstellungen auf den Medaillen des Jakob Stampfer aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Weiterlesen: Paul Haberbosch: Durs von Aegeri. Altarmaler und Chronikzeichner aus Baden. In: Badener Neujahrsblätter 1959, S. 12–28. Bruno Meier: Bundesschwur und Freiheitsbriefe. Eine illustrierte Handschrift des 16. Jahrhunderts aus Baden. In: Librarium 36/1, 1993, S. 14–20. Kommentare sind geschlossen.
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September 2024
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