Ihre Ordenstracht lässt Mönche in der Gesellschaft auffallen. Doch was heisst es, als Mönch in einem Kloster zu leben? Am Beispiel der Zisterzienser von Wettingen gehen wir dieser Frage nach. von Annina Sandmeier-Walt Der Ausdruck «Wandelnde Zebrastreifen» im Zusammenhang mit Zisterziensermönchen stammt nicht etwa von einem Kritiker der Klöster. Er ist der Titel eines Anekdotenbuchs des Altabts des Zisterzienserklosters Heiligenkreuz in Österreich. Das Zitat zielt darauf ab, was Mönche in der Gemeinschaft mit anderen Menschen sichtbar machte und oft noch immer macht: den Habit – die Tracht einer Ordensgemeinschaft. Im Fall der Zisterzienser sind es eine weisse Tunika, ein Untergewand, und darüber, als Obergewand, ein schwarzes Skapulier. Doch einheitliche Kleidung sind nur äussere Zeichen einer klösterlichen Gemeinschaft. Wer sind die Zisterzienser, die sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Gebiet des heutigen Wettingen niederliessen? Nach welchen Regeln lebten sie und wie gestalteten sie ihren Alltag?
Leben in Klöstern Klöster bezeichnen nicht nur Bauten, sondern in der Römisch-katholischen Kirche klar organisierte Gemeinschaften mit strukturiertem Alltag. Wer zu ihnen gehören will, muss oft mehrere Gelübde ablegen, darunter die Verpflichtung zum Gehorsam, zur Enthaltsamkeit und Armut. Zum Funktionieren und Überleben der Klöster trugen ihre Ausstattung mit Ländereien und Rechten sowie ihre innere Organisation bei. In dieser hat jedes Mitglied eine Aufgabe: Der Abt repräsentiert die Klostergemeinschaft nach aussen, Novizenmeister bilden den Nachwuchs aus, Pförtner regeln den Einlass in den Klosterbezirk, um nur einige Beispiele zu nennen. Zum klösterlichen Alltag gehören neben Arbeit und Lesung in einem bestimmten Rhythmus stattfindende Gebetszeiten. Neben der Messe wird das Chorgebet, das auf Psalmen basiert, gepflegt. In Wettingen sah ein Tagesablauf um 1642 folgendermassen aus: Mitternacht: Metten und Matutin, dann bis halb 6 Uhr Nachtruhe I. 6 Uhr: Prim, Betrachtung, Einzelmessfeiern 7 Uhr: Exhorte im Kapitelsaal und Totengedenken, eventuell Beichte 8 Uhr: Terz, Konventamt 9 Uhr: Sext und je nach Jahreszeit Non 10 Uhr: Prandium (Mittagsmahl) bei Stillschweigen und Tischlesung; bis gegen 12 Uhr Rekreation mit ehrbarem (honestus) Spiel, Musik, sittsamen (modestus) Gesprächen oder Gartenarbeit 12 Uhr: Non, dann auf der Zelle Studium, Arbeit 15 Uhr: Vesper, dann wieder Arbeit, Studium 17 Uhr: Caena (Nachtessen), anschliessend wieder Rekreation oder Predigt 19 Uhr: Komplet, Studium, Gebet und Nachtruhe II bis 23.30 Uhr Reform und Ideal
Als mit Bonmont bei Nyon zu Beginn des 12. Jahrhunderts das erste Kloster in der Schweiz zisterziensisch wurde, gab es auf dem Gebiet der heutigen Schweiz bereits Klöster des Benediktinerordens, also Klöster die der Regel des Heiligen Benedikts folgten, sowie Klöster mit Augustinerregel. Der Name «Zisterzienser» leitet sich wohl vom Namen des ersten Zisterzienserklosters ab, das 1098 in Frankreich gegründet wurde: Cîteaux. Zisterzienser entstanden als Reformbewegung der Benediktiner. Sie wollten die Benediktsregel strenger befolgen, das Feudalsystem überwinden und einen einfachen Lebensstil führen. Das ideale Zisterzienserkloster sollte Mönchen und Nonnen daher eine Selbstversorgung ermöglichen. Zentral waren demnach Zugang zu Wasser, Gartenanlagen für den Anbau von Nahrungsmitteln und handwerkliche Betätigung. Für diese Arbeiten gab es neu Laienbrüder im Kloster – Konversen genannt. Anders als die Benediktinerklöster waren die Niederlassungen der Zisterzienser eingebunden in ein Filialsystem, an dessen Spitze das Mutterkloster Cîteaux stand. Dies trug zur raschen Expansion in ganz Europa bei: Um 1300 gab es hier rund 750 Klöster. Das Kloster Wettingen wurde 1227 von Mönchen aus Salem, aus der Linie von Morimond, gegründet. Zwölf Mönche aus diesem Kloster bauten auf der Wettinger Halbinsel eine klösterliche Gemeinschaft auf. |
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Dezember 2024
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